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Leitartikel

Mach deinen Meister

Tim Ratajczak
Tim Ratajczak /

Liege Kolleginnen und Kollegen, in den nächsten Jahren stehen etliche Pensionierungen von bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegern an. DieseTatsache stellt unser Handwerk vor eine große Herausforderung. Die hierbei frei werdenden Bezirke müssen durch neue Meister wiederbesetzt werden.

Derzeit gibt es regional sehr große Unterschiede bei den Bewerbungen auf Kehrbezirke. Während in manchen Teilen Deutschlands sich mehrere Bewerber finden, die gerne die Tätigkeit des bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegers ausführen würden, können andere Regionen nur davon träumen, überhaupt einen einzigen Bewerber zu finden. Deshalb werden die Kehrbezirke hier notgedrungen aufgeteilt und später erneut ausgeschrieben. Die umliegenden Betriebsinhaber müssen die Arbeit zusätzlich ableisten, was teilweise durch die vielen kurzfristigen Auflösungen zu einer enormen Arbeitsbelastung führt. Hier werden qualifizierte Schornsteinfegermeister benötigt, mit dem Willen, sich auf Kehrbezirke zu bewerben und die hoheitlichen Tätigkeiten zu übernehmen. Um dies auszugleichen, muss in den schwach besetzten Regionen massiv ausgebildet werden. Eine andere Möglichkeit besteht natürlich darin, dass Schornsteinfeger aus ganz Deutschland in die schwach besetzten Regionen ziehen und dort leben. Meist sind die Bezirke sehr attraktiv und landschaftlich hervorragend gelegen.

Gerade die neuen Bundesländer erweisen sich als äußerst schwierig. Aber wenn wir ehrlich sind, wundert das auch nicht wirklich. Den Ländern, die die niedrigsten Ausbildungsvergütungen zahlen und in den vergangenen Jahren auch den niedrigsten Lohn für ausgelernte Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger zahlten, fehlen halt die Fachkräfte. Die Aussichten auf eine geringe Entlohnung sowohl in der Ausbildung als auch danach sind ein schwerwiegendes Problem. Der ZDS konnte sich nun in der vergangenen Tarifrunde durchsetzen und den endlich überfälligen Ost-West-Angleich durchsetzen. Der Westen übt sich in den nächsten Jahren in etwas Lohnzurückhaltung, trägt dadurch aber zu einem gro- ßen Teil zur Rettung des Systems bei. Durch den Angleich der Löhne zwischen Ost und West wird der Beruf des Schornsteinfegers in den neuen Bundesländern deutlich attraktiver. Der nächste Punkt sollte die Ausbildungsvergütung sein. Hier hat das Handwerk ordentlichen Nachholbedarf, um konkurrenzfähig zu sein und die Ausbildungszahlen zu erhöhen.

Höhere Ausbildungszahlen sind in einigen Regionen dringend nötig, damit der Bedarf an Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfegern, aber auch an Meistern gedeckt ist. Die Meisterschulen sind aktuell gut besucht, aber können den Bedarf an Meistern in den nächsten Jahren nur schwer kompensieren. Wenn man betrachtet, dass wir aktuell nur ca. 40 % aller ausgelernten Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger in den Meisterschulen antreffen, stellt man sich die Frage, was mit den übrigen 60 % ist. Sicherlich verlassen auch einige den Beruf, gehen zur Feuerwehr oder studieren, das sind aber keine 60 %. Viele müssen also nicht den Ehrgeiz oder den Willen haben, die Meisterprüfung zu machen.

Wir können und sollten nur alle Kolleginnen und Kollegen ermutigen, ihren Meister zu machen und die Verantwortung zu übernehmen, später einen Bezirk zu führen. Die Chancen, dass man nach bestandener Meisterprüfung nach relativ kurzer Zeit einen Bezirk übernehmen kann, standen selten besser.

Tim Ratajczak

Innovationszentrum Schornsteinfegerhandwerk

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