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Meinungsbild zum Tarifvertrag wir von einzelnen Innungen im Nachgang zur Einigung abgefragt

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Meinungsbild zum Tarifvertrag wir von einzelnen Innungen im Nachgang zur Einigung abgefragt

Seit dem 1. Januar 2021 gilt der neue Bundestarifvertrag für das Schornsteinfegerhandwerk (BTV) 2021/2022. Der Weg zu dieser Tarifvereinbarung war kein einfacher. In einer breit angelegten Tarifkampagne haben wir massiv Werbung für unser Forderungspaket gemacht, welches auf Grundlage einer Mitgliederbefragung entstanden ist. Von vornherein war klar, dass die Tarifvertragsparteien einen schweren Stand bei den Tarifverhandlungen haben würden. Die berechtigten Ansprüche unserer Mitglieder nach einer deutlichen Lohnerhöhung deckten sich nicht mit der teils nachvollziehbaren Lohnzurückhaltung auf Arbeitgeberseite, meist in den neuen Bundesländern. Dass in dieser verzwickten Situation überhaupt ein gangbarer Kompromiss zustande kam, ist schon bemerkenswert und der Erkenntnis zuzuschreiben, dass nach wie vor Fachkräfte für das Schornsteinfegerhandwerk benötigt werden.

Bemerkenswert ist aber auch, dass im Nachgang zu den Tarifverhandlungen einzelne Landesinnungen erst mit Umfragen unter ihren Mitgliedern begonnen haben. Nicht etwa, um deren Meinung abzufragen, wie der Tarifabschluss gestaltet sein soll. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass die Innungsfunktionäre auf Landesebene im Nachgang versuchen, ihre ablehnende Haltung zum Tarifergebnis zu rechtfertigen. Auf so mancher Innungsversammlung wurde nämlich von der Kanzel herunter gepredigt, dass es eine Lohnerhöhung von mehr als einem Prozent nicht geben wird. Ein Versprechen, das in dieser Form nie mehrheitsfähig war und nie vorher mal diskutiert wurde. Dieses aber trotz besseren Wissens auf einer Innungsversammlung an die eigenen Mitglieder zu richten, ist sehr waghalsig. Dass es bei den Tarifverhandlungen nun doch zu einem Ergebnis weit oberhalb der 1-Prozent-Marke kam, ist wohl der breiten, vernünftigen Mehrheit der Verantwortlichen, sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite, zuzuschreiben. Doch diejenigen, die im Vorfeld große Töne gespuckt haben, fürchten nun, ihren guten Ruf zu verlieren. Ob eine Mitgliederbefragung im Nachhinein das große Unheil lösen wird, bleibt fraglich. Sicher ist, dass es nicht die feine, charmante Art ist, mit dem Sozialpartner umzugehen. Und es ist schon gar nicht die kollegiale Art, mit den eigenen Mitgliedern umzugehen.

Die Umfrage zur Zufriedenheit mit dem Tarifabschluss führt im Ergebnis dazu, dass die Erwartungshaltung der Innungsbetriebe nach künftig weniger Lohn geschürt wird. Ob dieses erneute indirekte Versprechen allerdings bei einem zweiten Anlauf besser ausgehen wird und eigehalten werden kann, bleibt ebenso fraglich. Denn zum Glück werden die Geschicke des Schornsteinfegerhandwerks nicht nur von den Betroffenen Vertretern geführt, sondern von einer Vielzahl verantwortungsvoller und mit Weitsicht orientierten Menschen. So wie es der aktuelle Tarifabschluss bewiesen hat. 

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