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Leitartikel

Alte Gewohnheiten und neue Möglichkeiten

Hannes Martens
Hannes Martens /

Wir sind als Schornsteinfegerhandwerk schon ein besonderer Beruf. Auf der einen Seite ein Beruf, der mit einer sehr langen Geschichte und Tradition verbunden ist und dies auch heute noch gerne zur Schau stellt. Auf der anderen Seite ein Beruf, der sich seit fast einem Jahrhundert in einem stetigen Wandel befindet.

Die Gründe für diesen Wandel liegen auf der Hand. Mit der ständigen Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Feuerungstechnik werden die traditionellen Tätigkeiten immer seltener. Natürlich kehren unsere Kollegen/innen immer noch tagtäglich Schornsteine und stellen somit die Betriebs- und Brandsicherheit der Feuerungsanlagen wieder her, aber die Intensität hat im Gesamtdurchschnitt klar abgenommen. Die politischen Zielsetzungen Deutschlands im Bereich des Umwelt- und Klimaschutzes tragen ebenso zum Wandel unseres Berufes bei. Wo wir in den 70er- bis 80er-Jahren mit der Einführung der Messungen an Feuerstätten für gasförmige und flüssige Brennstoffe und der Abgasverlustbestimmung neue Tätigkeiten dazugewonnen haben, werden heute mit der rasanten Technologieentwicklung genau diese Tätigkeiten wieder weniger. Feuerstätten werden immer effizienter und emissionsärmer, wodurch eine messtechnische Überprüfung immer weiter an Stellenwert verliert und in naher Zukunft durch unsere vernetzte Welt und die fortschreitende automatisierte Überwachung höchstwahrscheinlich wegfallen wird. Selbst die so wichtigen, von uns Schornsteinfegern durchgeführten Abgaswegeüberprüfungen werden durch dieses Voranschreiten irgendwann von neuen Technologien abgelöst werden. Natürlich finden wir aktuell noch genügend Mängel in der täglichen Praxis. Aber der gezeichnete Weg für die Zukunft lässt erahnen, dass auch diese Tätigkeit nicht ewig für unser Einkommen sorgen wird. Daher MUSS das Schornsteinfegerhandwerk sich für die Zukunft wappnen und die Möglichkeiten nutzen, die sich auftun. Wir wissen, dass wir nicht ewig in unserem alten Trott bleiben dürfen, damit wir nicht wie andere – heute nicht mehr bekannte – Berufe einfach von der Bildfläche verschwinden.

Wir als ZDS haben das erkannt und setzen uns schon seit Jahren für die Erschließung neuer Tätigkeitsfelder ein. Jeder, der sich ein wenig im Schornsteinfegerhandwerk umschaut und den Mut hat, über seinen eigenen Tellerrand hinauszuschauen, bemerkt, dass immer mehr Betriebe neue Tätigkeiten etablieren. Mit der Novellierung des Energieeinsparrechts und den neuen Förderrichtlinien in diesem Bereich haben sich z.B. für Energieberater im Handwerk riesige Einnahmequellen aufgetan. Viele Schornsteinfegermeister in Deutschland haben bereits jetzt diese Qualifikation und können dabei auf den Bonus unserer Tradition setzen, durch den wir bei den Bürgerinnen und Bürgern einen enormen Vertrauensvorschuss genießen. Auch die Überprüfung und Reinigung von Lüftungsanlagen wird in den kommenden Jahrzehnten durch dichter werdende Gebäudehüllen enorm an Bedeutung gewinnen. Damit diese effizient arbeiten können, müssen sie gereinigt und überprüft werden. Wer, wenn nicht das Schornsteinfegerhandwerk, ist für die Tätigkeit am besten geeignet? Wir besitzen das Können, die praktische Erfahrung und die benötigten Materialien und Werkzeuge, um schon jetzt flächendeckend diese Tätigkeiten anzubieten.

Wir als ZDS sprechen schon lange über die vielen großen Möglichkeiten, die sich unserem Handwerk in der aktuellen Zeit bieten. Es ist jetzt an der Zeit, diese aufzunehmen und flächendeckend in den Betrieben umzusetzen. Viel zu viele von den Betriebsinhabern und von unseren Kolleginnen und Kollegen halten zu sehr an dem „alten Trott“ fest und trauen sich nicht, neue Wege zu gehen. Auch wenn wir zurzeit noch gutes Geld mit diesem „alten Trott“ verdienen, müssen wir diese neuen Möglichkeiten ausschöpfen, um unsere eigene Zukunft zu sichern und der nächsten Generation einen vielfältigen und interessanten Beruf mit Zukunftsperspektiven bieten zu können.

Regionalsekretär

Hannes Martens

 

Innovationszentrum Schornsteinfegerhandwerk

Für die Zukunft unseres Berufs

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Die Säulen des ZDS