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Leitartikel

Am 15. Oktober ist der Tag des Schornsteinfegers

Dr. Julian Schwark
Dr. Julian Schwark /

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, am 15. Oktober ist der Tag des Schornsteinfegers. Eine gute Gelegenheit, sich zu feiern, sich auf die Schultern zu klopfen und zu sinnieren. Das Schornsteinfegerhandwerk ist leistungsstark, krisensicher, für einige Bereiche systemrelevant und ganz nebenbei der schönste Beruf der Welt. Wir, die jeden Tag draußen bei den Kunden unterwegs sind, wissen das. Wir wissen aber auch, dass das große Problem ist, vor allem junge Menschen davon zu überzeugen, sich trotz vergleichsweise niedriger Ausbildungsvergütungen mit dem Beruf des Schornsteinfegers auseinanderzusetzen.

Der wesentlichste Faktor für eine positive Entwicklung unseres Berufes ist der Zugang zu Fachkräften. Damit wir unseren Beruf attraktiver gestalten, haben wir ganz konkrete Vorstellungen für einen neuen Bundestarifvertrag, den wir bald mit unserem Sozialpartner verhandeln werden. Wir wollen 6,5 % mehr Lohn, denn eine gute Bezahlung ist die Basis für einen attraktiven Beruf, der auf der Suche nach guten und vor allem motivierten Fachkräften ist. Wir wollen, dass Meister auch Meisterlohn erhalten und nicht erst Berufsjahre sammeln müssen, um ihre Qualifikation entlohnt zu bekommen. Wir wollen, dass die Qualifikation des Mitarbeiters entlohnt wird, und das nicht nur dann, wenn die Qualifikation im jeweiligen Betrieb eingesetzt wird. Und wir fordern das Recht auf eine flexible Arbeitszeit: In vielen Betrieben funktioniert ein flexibles Arbeitszeitmodell bereits heute schon hervorragend. Weshalb sollten wir das nicht auf alle Betriebe übertragen?

Als ich diesen Bericht schrieb, bestätigte unser Sozialpartner gerade den ersten Tarif-Verhandlungstermin am 20. Oktober. Unser Forderungspakt mit allen Punkten, die wir uns für unsere unmittelbare Zukunft vorstellen, haben wir bereits veröffentlicht und an alle unsere Mitglieder und an unseren Sozialpartner versendet. Ich bin gespannt, wie sich die Gegenpartei positionieren wird.

Insbesondere mit Hinblick auf die Entwicklung unseres Berufes und die besonderen Herausforderungen des Jahres 2020. Das Jahr 2020 ist für uns alle bisher ein spannendes Jahr und so, wie es aussieht, wird es das auch bleiben. Corona ist omnipräsent und stellt die gesamte Gesellschaft vor große Herausforderungen. Aber auch im Schornsteinfegerhandwerk bewegt sich einiges.

Wir Arbeitnehmer haben auch in der Krise unseren Job gemacht. In schwierigen Zeiten, in denen niemand ganz genau wusste, was das Virus ist und was es anrichtet, sind wir auf Anordnung der Behörden und auf Weisung unserer Arbeitgeber arbeiten gegangen. Unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen zogen wir, wie üblich, von Haus zu Haus, um die Betriebs- und Brandsicherheit weiterhin gewährleisten zu können. Das zeigt: selbst in schwierigen Zeiten stehen wir zu unseren Betrieben und halten diese am Laufen! Und das ganz selbstverständlich, ohne Applaus und ohne ein Dankeschön.
Wir beschäftigen uns zudem (ebenfalls ganz selbstverständlich) mit unserer kontinuierlichen Weiterbildung, um auch in der Zukunft den Kunden den besten Service liefern zu können. Nach den Änderungen der KÜO, der TRGI 2018, den Heizungsförderungen nach dem Marktanreizprogramm und den Beschlüssen des Klimakabinetts steht nun am 01.11.2020 die Einführung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bevor.

Auch bei den neuen Förderbedingungen der KfW und der Einführung der Bundesfördermittel für effiziente Gebäude sind wir vor Ort die Fachleute, die den Bürgerinnen und Bürgern diese Themen näherbringen und erklären. Darüber hinaus tragen wir eine hohe Verantwortung für die Betriebs- und Brandsicherheit und müssen stets auf dem aktuellen Stand der Technik sein, damit niemand aufgrund von Feuerungsanlagen gefährdet wird. Wir Arbeitnehmer im Schornsteinfegerhandwerk erledigen jeden Tag wichtige Aufgaben, generieren nebenbei für unsere Betriebe gute Umsätze – unabhängig von Wohnort, Herkunft, Geschlecht oder Alter. Wir wollen keinen Applaus, kein Dankeschön. Wir wollen gute Löhne und eine sichere Zukunft. Wir wollen Gewissheit, dass es den Beruf des Schornsteinfegers auch in den nächsten Jahrzehnten noch geben wird.

Wie ihr seht, trifft der Slogan unserer Tarifkampagne „Unsere Löhne – unsere Zukunft“ genau ins Schwarze.

Bleibt gesund und streitbar und tretet für eure Sache ein

Herzlichst
Eure

Dr. Julian Schwark

Innovationszentrum Schornsteinfegerhandwerk

Für die Zukunft unseres Berufs

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