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Leitartikel

Das Jahr 2020 hält vieles für uns bereit.

Daniel Fürst
Daniel Fürst /

Liebe Kolleginnen und Kollegen,das Jahr 2020 hält vieles für uns bereit. Wie kein anderes Handwerk in Deutschland sind wir nicht nur in der jetzigen Zeit abhängig und gleichzeitig direkt betroffen von politischen Entscheidungen. Das Tun und Handeln unserer Regierung, vor allem bei der Umsetzung der Klimaschutzziele, kommt ungefiltert bei uns an. Mit der Energieeffizienzstrategie 2050 hat die Bundesregierung das Ziel, bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral im Gebäudebereich zu werden. Bis zum Jahr 2030 ist eine Reduktion des CO2-Ausstoßes im Gebäudebereich um 67 % (Referenzjahr 1990) angestrebt. Für unsere Haupteinnahmequelle, die Arbeiten an Öl- und Gasfeuerungsanlagen, ist das eine sehr ernüchternde Prognose für die Zukunft.

Es bleiben ja noch die CO2-neutralen Feuerstätten für feste Brennstoffe, sagen einige. Doch auch in diesem Bereich wird es Änderungen geben. Durch die immer besser werdende Verbrennungstechnik entstehen folglich weniger Verbrennungsrückstände. Das hat mittelfristig Auswirkungen auf die Häufigkeit der Kehrintervalle an Holzschornsteinen. Denn wenn in dem Schlot nix drin ist, muss folglich nicht so oft gereinigt werden. Zu dem kommt die lang anhaltende Diskussion um die Feinstaubpartikel, die zu einem nachweislich erheblichen Teil von Holzfeuerungsanlagen ausgehen. Nicht umsonst wird seit Monaten darum gestritten, wie die Ableitung der Abgase zur Verbesserung der Luftqualität umgesetzt werden kann. Bei der bereits angekündigten Novellierung der 1. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BImSchV) werden aller Voraussicht nach ebenfalls die Festbrennstofffeuerstätten genauer unter die Lupe genommen. Denn die Verbesserung der Luftqualität in den Städten, aber auch im ländlichen Raum hat einen hohen Stellenwert eingenommen – sowohl in der politischen Debatte als auch in unserer Gesellschaft. Feinstaub und andere Schadstoffe sollen durch schärfere Regelungen minimiert werden. Das wird vor allem Einzelraumfeuerungsanlagen betreffen und dadurch eine weitere Einnahme unseres Handwerks.

Ich möchte durch die Prognosen beileibe nicht schwarzmalen. Dass wir uns in einer Zeit der Veränderung befinden, ist uns seit einigen Jahren bekannt. Die Tageszeitungen berichten nicht erst seit gestern von den Fridays-for-Future-Bewegungen, der schlechten Luftqualität, ausgehend vom Straßenverkehr, Schummelsoftware und dem Dieselskandal, der Erderwärmung, die durch den Ausstoß von CO2 vorangetrieben wird, und dem Wunsch der Regierungen, Lösungen dafür zu finden. Das alles haben wir Schornsteinfeger in den Zeitungen nicht überlesen. Doch wenn es darum geht, selbst anzupacken, sind wir oftmals genauso träge und starr, wie wir es bei anderen so gerne kritisieren. Auch wir müssen uns bewegen, uns dazu motivieren, andere Geschäftsfelder für uns zu entdecken. Und davon gibt es sehr viele. Wenn es nämlich darum geht, den Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 nahezu klimaneutral zu gestalten, so ist das für uns Schornsteinfeger eine Chance. Wir sind doch diejenigen, die in jedes Haus kommen, diejenigen, die Kontakt zu jedem Eigentümer und Häuslebesitzer haben. Wer oder was verbietet es uns denn, bereits jetzt aktiv zu werden und Werbung für unsere Dienstleistungen zu machen? Werbung für uns als Berater, als Handwerker, als Sanierungsbegleiter. Was wir für die Zukunft benötigen, ist kein Gesetz, in dem geregelt ist, was der Schornsteinfeger vor Ort an Tätigkeit anbieten oder gar umsetzen soll. Was wir benötigen, ist der notwendige Mut, die Dinge umzusetzen, die uns als Chancen geboten werden. Und was wir brauchen, sind gute, motivierte Fachkräfte, die bereit und in der Lage sind, den Wandel in unserem Handwerk umzusetzen. Als ZDS werden wir uns in diesem Jahr dafür einsetzen, dass unser Handwerk an Attraktivität zunehmen wird. Dass ausgelernte Fachkräfte in unserem Handwerk bleiben und dass Schülerinnen und Schüler nicht bei der ersten Recherche über unseren Beruf durch die niedrigen Ausbildungsvergütungen und Löhne abgeschreckt werden und sich von vornherein einen anderen Ausbildungsberuf suchen. Es wird eine Herausforderung für uns alle, uns dem Wandel anzupassen. Doch während einige von uns noch damit beschäftigt sind, überhaupt umzudenken, werden wir als ZDS anpacken, um unsere Zukunft zu gestalten.

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