Dieses Jahr ist alles anders
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, dieses Jahr ist alles anders, dies trifft auf unser privates Leben, aber auch auf unsere Arbeit zu. Durch die Corona-Pandemie wurde uns vor Augen geführt, wie schnell sich die Lage in Deutschland und der Welt verändern kann. Dies trifft auf fast alle Bereiche unseres Landes zu. Nicht so in unserem Handwerk. Wir konnten weiterarbeiten und es wurde nochmals deutlich, wie wichtig unsere Arbeit für die Betriebs- und Brandsicherheit ist. Somit musste unser Handwerk nur in Einzelfällen auf Kurzarbeit und/oder Zuschüsse zurückgreifen und konnte gleichzeitig die Sicherheit der Feuerstätten gewährleisten.
Dieses Jahr ist aber auch tariflich ein besonderes Jahr. Durch den vor drei Jahren erstmals geschlossenen Tarifvertrag zur kollegialen Arbeitnehmerüberlassung gibt es zurzeit vier Tarifverträge im Schornsteinfegerhandwerk. Wir haben alle vier fristgerecht zum 31.12.2020 gekündigt und müssen somit neu verhandeln. Zwei Tarifverträge konnten wir mit unserem Sozialpartner bereits im Sommer erfolgreich verhandeln. Zum einen haben wir den Mindestlohn im Schornsteinfegerhandwerk zum 01.01.2021 um 4,5 % auf dann 13,80 € angehoben, zum anderen haben wir den Tarifvertrag über die Förderung der beruflichen Ausbildung im Schornsteinfegerhandwerk abgeschlossen. Hier steigen die Vergütungen ab dem 01.01.2021 für alle Auszubildenden um durchschnittlich 20 % und es gibt durch gleichzeitige deutliche Steigerungen bei der Förderung der Betriebe und Senkung des Beitrags eine spürbare Entlastung für die Betriebe.
Die größte Herausforderung wird aber der Bundestarifvertrag sein. Hier möchte ich mich zuallererst bei den vielen Teilnehmern an der Tarifumfrage bedanken. Allein dass die Anzahl der Teilnehmer noch mal deutlich gestiegen ist, zeigt sehr deutlich, wie wichtig dieses Thema ist. Die Auswertung findet in diesen Tagen statt und wir werden Mitte September unser Forderungspaket im erweiterten Zentralvorstand beschließen.
„Unsere Löhne – unsere Zukunft“ ist nicht nur ein Motto, sondern bringt es auf den Punkt. Alle im Handwerk wissen, dass wir längst in einem riesigen Wettbewerb um Fachkräfte stehen, die wir dringend benötigen, um die Entwicklung unserer Zukunft zu gestalten. Unsere Löhne müssen dafür sorgen, dass die Wertschätzung unserer Arbeit gesteigert wird und wir angemessen bezahlt werden.
Diskussionen über regionale Unterschiede sind hier sicher unangemessen. Es geht um einen Lohn für das gesamte Schornsteinfegerhandwerk in Deutschland. Diese Grundlage sollte jedem bewusst sein, bevor man sich mit dem Tarifvertrag und unseren Forderungen auseinandersetzt. Wir als Schornsteinfegerhandwerk sind stolz darauf, Unterschiede abgebaut und ein Tarifwerk zu haben, das klar und verständlich ist. Dies soll so bleiben.
Dennoch sind Anpassungen notwendig. Niemand versteht, warum ein geprüfter Meister nicht auch als dieser bezahlt wird. Ähnlich ist es beim Meister mit Weiterbildung zum Gebäudeenergieberater oder Brandschutztechniker. Diese unnötigen Hürden müssen abgeschafft werden. Auch das ist eine Frage der Wertschätzung und Anerkennung für eine Leistung.
Außerdem hat gerade die Pandemie gezeigt, dass wir Arbeitnehmer ein Recht auf flexible Arbeitszeit brauchen. Viele sprechen immer von dem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten, weil das unseren Kunden und somit auch den Betrieben hilft. Flexible Arbeitszeit kann aber nicht bedeuten, dass der Chef uns vorgibt, wann wir zu arbeiten haben. Dies ist insbesondere bei der Vereinbarung von Familie und Beruf von Bedeutung. Aber auch jeder andere Mitarbeiter muss das Recht haben, seine Arbeitszeit flexibel zu gestalten, um das immer schnellere Leben und die individuellen Kundenwünsche bedienen zu können.
Jetzt geht es in einen heißen Herbst. Wir brauchen jeden von uns Arbeitnehmern, um deutlich zu machen, dass wir mehr wert sind. Es geht um „unsere Löhne – unsere Zukunft“ und somit um jeden von uns. Wir werden in allen Regionen, wo dies zurzeit erlaubt ist, Veranstaltungen durchführen und über alle Kanäle wie gewohnt zeitnah informieren. Wir stehen zusammen, um mehr Lohn und einen noch gerechteren Tarifvertrag zu erreichen. Seid dabei und zeigt unserem Sozialpartner, dass wir es ernst meinen!
Euer
Norman Wegert