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Leitartikel

Mit neuem Bundetarifvertrag für das Schornsteinfegerhandwerk (BTV) in das neue Jahr

Daniel Fürst
Daniel Fürst /

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir starten mit einem neuen Bundetarifvertrag für das Schornsteinfegerhandwerk (BTV) in das neue Jahr. Um diesen zu bekommen, haben wir hart verhandelt und mussten uns zu unserer Tarifkampagne viele Gedanken machen.

Die sonst üblichen Maßnahmen während der Tarifzeit, wie beispielsweise der Besuch der Kreisgruppen, Mitgliederversammlungen oder spezielle Tariftreffen bis hin zu Mahnwachen, an denen unsere Mitglieder zusammenkommen, waren leider nicht möglich. Normalerweise brauchen wir genau diese Zusammenkünfte, um ausreichend über unsere Tarifforderungen zu diskutieren, Rede und Antwort zu stehen, Strategien zu besprechen, und wir brauchen diesen Austausch auch, um unsere Mitglieder für unsere gemeinsamen Forderungen zu mobilisieren. Doch im vergangenen Jahr war alles etwas anders und vieles von dem, was wir sonst umgesetzt hätten, war nicht möglich. Trotzdem haben wir auf andere Weise Möglichkeiten gefunden, eine sehr hohe Beteiligung unserer Mitglieder zur Tarifkampagne zu schaffen. Wir haben es geschafft, unsere Forderungen in den Mittelpunkt – nicht nur zwischen den Verbänden, sondern auch in die einzelnen Betriebe – zu tragen. Das ist gut, denn dadurch entstand eine lebhafte Diskussion über unser Forderungspaket. Und es entstand eine Diskussion über unsere Zukunft. Darüber, wie sich unser Beruf für die kommenden Jahre ausrichten möchte und wie wir uns als Schornsteinfeger entwickeln werden. Die Antwort auf genau diese Frage ist nämlich das, was uns derzeit fehlt. Keiner weiß mit Gewissheit, wo die Reise hingehen wird. Entwickeln wir uns zu einem Beraterberuf, bei dem wir auf effizientes Bauen, Beratung zu Fördermitteln oder im Bereich der Brandschutzberatung unsere Zukunft sichern? Oder werden wir womöglich wieder mehr in Richtung Handwerk gehen und mit Kleinreparaturen bis hin zu größeren Bauprojekten unsere Auftragsbücher füllen? Oder gibt es vielleicht in Zukunft mehr staatliche Aufgaben, damit wir als eine Art Feuerpolizei die Einhaltung der Richtlinien und Verordnungen überwachen? Das alles wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist, dass sich in den kommenden Jahren einiges verändern wird. Der CO2-Ausstoß von Öl- und Gasheizungen wird sich in den kommenden zehn Jahren drastisch verringern, alleine weil sich die Anzahl der Feuerstätten in den Gebäuden verringern wird. Was wir nicht wissen, ist, wie diese Tatsache unser Berufsbild verändern wird.

Fakt ist, wenn alles so bleibt, wie es jetzt ist, wird es unseren Beruf nicht mehr allzu lange geben. Es ist eine Abwärtsspirale, bei der wir uns am Ende selbst abwickeln. Ein schleichender, aber mittlerweile spürbarer Prozess, der bereits die letzten fünf Jahre rund 400 Arbeitsplätze gekostet hat. Denn immer, wenn die Tätigkeiten in einem Bereich etwas knapp werden, neigen momentan die Behörden und Innungen dazu, Bezirke aufzulösen und auf die umliegenden aufzuteilen. Da die meisten von uns leider immer noch in Bezirksstrukturen denken, führt das dazu, dass wir insgesamt weniger Aufgaben haben. Und da unser Handwerk seit Jahren an Fachkräftemangel leidet, merken wir gar nicht, was um uns herum passiert. Wir sehen auf uns betrachtet nur, dass wir von morgens bis abends schuften und auch unser Arbeitgeber kaum zur Ruhe findet. Die vielen kleine Einzelfälle an Bezirksauflösungen, mal hier mal dort, nehmen wir in der Gesamtheit kaum wahr. Doch am Ende ist es genau das, was unser ohnehin kleines Handwerk noch kleiner macht.

Was wir brauchen, sind Betriebsinhaber, welche sowohl die Zeit als auch den Mut haben, Neues auszuprobieren. Sie müssen sich aufrappeln und neue Tätigkeiten beim Kunden anbieten. Denn nur so kompensiert man nachhaltig, was durch Sanierung an Heizungsanlagen wegfallen wird. Aber wir brauchen auch die notwenigen Fachkräfte, die gewillt sind, einen Umschwung in unserem Handwerk mitzumachen. Es liegt nämlich auch an uns Mitarbeitern, Dienstleistungen beim Kunden anzubieten. Wir sind es, welche die Weiterbildung von heute auch morgen noch einsetzen werden. Und wir sind es im Übrigen auch, die sich mehr Gedanken um unsere Zukunft machen.

Die Aufgabe des ZDS bleibt weiterhin, an diesem festzuhalten. Wir werden nicht ruhen und wir werden nicht die Position einnehmen, dass alles so bleiben soll, wie es schon immer war. Wir wollen, dass wir gemeinsam die Debatte darüber führen, wohin die Reise geht. Welche Beschäftigungsmodelle für die Arbeitnehmer gut sind und den Betrieben trotzdem die notwendige Flexibilität bieten. Wir werden Lösungen zeigen, wie wir den Fachkräftemangel bekämpfen und zukünftig mehr Nachwuchs für unseren Beruf finden. Wir sind mutig genug, uns auch mit kritischen Fragen auseinanderzusetzen, beispielsweise ob und wie Bezirke zukünftig gestaltet sein müssen, damit wir uns dadurch nicht in unserem Vorankommen selbst behindern. Wir müssen uns nicht vor der Zukunft fürchten, wir müssen uns nur damit beschäftigen!

Euer
Daniel Fürst

Innovationszentrum Schornsteinfegerhandwerk

Für die Zukunft unseres Berufs

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