Schwere Zeiten durch die Vereinbarten Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens
Liebe Kolleginnen und Kollegen,unumstritten kommen schwere Zeiten auf uns zu. Mit den vereinbarten Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens aus dem Jahr 2015 und einhergehend mit dessen Umsetzung im Nationalen werden wir bis zum Jahr 2050 keine Öl- oder Gasfeuerungsanlagen im Ein- und Zweifamilienhausbereich mehr haben.
Erst kürzlich hat das Kabinett die geplanten Umsetzungsziele aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichtes auf das Jahr 2045 vorgezogen, wodurch die Reduzierung des CO2-Ausstoßes noch schneller umgesetzt werden wird. Auch die bevorstehenden Bundestagswahlen in diesem Jahr werden daran nichts ändern. Denn unabhängig davon, welche Parteien nach der Wahl die Regierung bilden, alle werden sich darum kümmern müssen, die Klimaschutzziele einzuhalten, umzusetzen und voranzutreiben. Klimaschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe geworden, die uns alle angeht und die wir nur gemeinsam meistern können. Doch zusätzlich zum Klimaschutz geht es noch weiter. Die Luftreinhaltung, begründet mit dem Gesundheitsschutz für die Bürgerinnen und Bürger, ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht ausreichend. Der Europäische Gerichtshof hat Anfang Juni Deutschland verurteilt, weil in vielen Städten die Grenzwerte für den Luftschadstoff Stickstoffoxid erheblich überschritten wurden. Stickstoffoxid entsteht hauptsächlich bei der Verbrennung fossiler Energieträger, beispielsweise ausgehend vom Straßenverkehr oder von Heizungsanlagen. Das bedeutet, dass der Gesetzgeber auch in diesem Bereich gesetzliche Regelungen treffen muss, die aller Voraussicht nach unser Handwerk stark betreffen werden.
Für uns Schornsteinfeger sind das auf den ersten Blick keine guten Nachrichten. Auf den zweiten Blick lässt sich jedoch alles bewerkstelligen, wenn wir es nur wollen und zulassen. Denn jede Veränderung ist meist auch eine Chance.
Als ZDS wollen wir eine sichere Zukunft für unser Handwerk. Wir wollen, dass wir über das Jahr 2045 hinaus eine Perspektive und vor allem sichere Arbeitsplätze haben. Da wir im ZDS die junge Generation in unserem Handwerk abbilden, haben wir ein begründetes Interesse daran, wie sich unser Handwerk gestaltet. Auch und vor allem in den Bereichen, die derzeit die Betriebsinhaber betreffen. Denn sichere Arbeitsplätze hängen nun mal an gut aufgestellten und geführten Betrieben.
Auch wenn es für manche Berufsangehörige lästig erscheinen mag, so ist es trotzdem dringend notwendig, dass wir uns mit den Themen beschäftigen, die unangenehm sind und vielleicht sogar erst in ferner Zukunft liegen. Trotzdem müssen wir heute die Weichen für unsere Zukunft stellen. Genau das wollen wir als ZDS vorantreiben. Im besten Fall im Diskurs mit allen Berufsangehörigen.
So haben wir beispielsweise bereits im letzten Jahr für uns festgelegt, unser Berufsbild anpassen zu wollen. Diese Änderung dauert bis zur Umsetzung mehrere Jahre. Trotzdem möchten wir diesen Prozess bereits heute anstoßen, da wir der Meinung sind, dass wir in naher Zukunft eine Novellierung unseres Berufsbildes brauchen. Allein deshalb schon, weil sich unser Beruf verändert und wir diese Veränderung festhalten müssen, um unsere Berufsaufgaben zu schützen.
Als ZDS stehen wir für höhere Löhne und ein attraktives Schornsteinfegerhandwerk mit vielen Sozialleistungen, wie zum Beispiel einer betrieblichen Altersvorsorge, wie sie derzeit über unsere Pensionskasse abgebildet ist. Denn nur mit gut ausgebildeten Fachkräften, die ausreichend gut verdienen und dadurch motiviert sind am lebenslangen Lernen, an Weiterbildung und an einer guten Arbeitsqualität, können wir einen Abwärtstrend unseres Berufes verhindern und stattdessen eine Weiterentwicklung für unser Handwerk bewerkstelligen. Auch höhere Ausbildungsvergütungen sind nicht alleinig dafür verantwortlich, genügend Auszubildende für unser Handwerk zu finden. Trotzdem ist es ein markantes Merkmal, um die Attraktivität eines Berufsstandes zu verdeutlichen. Deshalb setzen wir uns seit Jahren bereits für höhere Ausbildungsvergütungen ein und haben seinerzeit auch die Gründung der Ausbildungskostenausgleichskasse maßgeblich vorangetrieben.
Wir stoßen auch Diskussionen in unangenehmen Themenfeldern an, wie beispielsweise zu hinterfragen, ob unser Schornsteinfegersystem mit der Einrichtung von Bezirken noch zeitgemäß ist. So ein Thema behandeln wir nicht, weil uns nichts Besseres einfällt. Wir beschäftigen uns mit diesen Fragen, weil wir ein begründetes Interesse daran haben, dass sich unser Handwerk weiterentwickelt, statt dass wir uns abwickeln, nur um an einem System weiterhin festzuhalten. Wenn sich durch die Einrichtung von Bezirken und den einhergehenden Fachkräftemangel eine Stagnation in der Entwicklung unseres Berufes einstellt, dann müssen wir sogar darüber diskutieren und die Fragen erörtern, was wir besser oder anders machen können.
Bei all diesen Themenfeldern machen wir uns viele Gedanken. Wir stoßen Diskussionen an, informieren unsere Mitglieder über aktuelle Entwicklungen und daraus entsteht am Ende unsere Verbandsmeinung, die wir versuchen umzusetzen. Für viele Vorhaben brauchen wir dabei unseren Sozialpartner. Doch da stoßen wir regelmäßig auf Unverständnis, vor allem auf Landesebene. Dort herrscht in manchen Innungen eine sehr ablehnende Haltung gegenüber dem ZDS – bis hin zu dem völlig fehlenden Verständnis dafür, weshalb es überhaupt eine Arbeitnehmerorganisation wie den ZDS im Schornsteinfegerhandwerk geben muss. Dabei haben wir gerade durch die unterschiedlichen Meinungen der beiden Verbände in den letzten Jahren deutlich mehr erreichen können, als wenn es nur eine Meinung eines Verbandes gegeben hätte. Doch das große Ganze erkennen viele nicht und sehen nur die unangenehme Seite des Konfliktes zwischen den Verbänden.
Manche unserer Vorschläge, und seien sie noch so gut gemeint, werden nach meinem subjektiven Empfinden sogar nur deswegen von einigen Innungsfunktionären abgelehnt oder nicht weiter behandelt, weil der Vorschlag von den Arbeitnehmern kommt und nicht aus den eigenen Reihen der Arbeitgeber. Eine Bewertung nach Sinnhaftigkeit oder Notwendigkeit auch guter Vorschläge findet dabei gar nicht erst statt. Stattdessen werden wir oftmals abgespeist mit dem Hinweis, wir sollen doch besser zusammenarbeiten, um unser Handwerk weiter voranzubringen, statt wieder unnötige Dinge in der Öffentlichkeit diskutieren zu müssen (mit Öffentlichkeit sind im Übrigen fast ausschließlich Berufsangehörige gemeint). Doch wenn eine Zusammenarbeit nur unter der Bedingung stattfinden kann, dass die Themen und Lösungsvorschläge zur Entwicklung unseres Handwerks gerade in das Meinungsbild der blockierenden Innungsvorstände passen, dann verzichten wir gerne auf eine Zusammenarbeit. Denn diese kann es meiner Ansicht nach nur geben, wenn man sich gegenseitig mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet. Und das ist leider nicht flächendeckend die Umgangsform, die uns bei einer vermeintlichen Zusammenarbeit entgegengebracht wird.
Euer
Daniel Fürst