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In Thüringen wird vermehrt nicht nach Tarifvertrag gezahlt

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In Thüringen wird vermehrt nicht nach Tarifvertrag gezahlt

Unsere Landesgruppe Thüringen erklärt in einem Rundschreiben an alle Mitglieder, weshalb der ZDS derzeit nicht gut auf den Obermeister der Landesinnung Thüringen zu sprechen ist. In den vergangenen Wochen hat die ZDS-Landesgruppe allen ihren Mitgliedern Muster-Lohnabrechnungen zukommen lassen und im Nachgang dazu per Telefon abgefragt, ob sich diese Muster-Lohnberechnungen mit den tatsächlichen Lohnberechnungen decken.

Bei der landesweiten Abfrage ist herausgekommen, dass nur rund die Hälfte der ZDS-Mitglieder in Thüringen nach dem Bundestarifvertrag für das Schornsteinfegerhandwerk (BTV) bezahlt wird. Die andere Hälfte erhält deutlich zu wenig Lohn. Spitzenreiter bisher ist ein Betrieb, welcher seinem Mitarbeiter 1.035,22 Euro pro Monat zu wenig bezahlt. Dies ist kein Einzelfall, denn auch weitere Gewerkschaftsmitglieder erhalten trotz eines bundesweit gültigen Tarifvertrags oftmals zwischen 600 Euro und 800 Euro zu wenig Lohn pro Monat. Diese Zustände sind eine Schande für unser Handwerk und es zeigt, wie wenig Wertschätzung den Mitarbeitern in Thüringen entgegengebracht wird.

Wir werden den einzelnen Fällen nachgehen, sodass künftig die Rechte der Mitarbeiter im tariflichen Bereich eingehalten werden. Oftmals lässt sich durch ein klärendes Gespräch mit dem Arbeitgeber das meiste aus dem Weg räumen, ohne dass es zwangsläufig zu einer Klage kommen muss. Ziel sei es, dass unsere Mitglieder den Lohn erhalten, der ihnen zusteht, und nicht, dass wir massenweise Betriebsinhaber verklagen müssen.

Doch nicht nur die Defizite im Lohnbereich regen uns momentan auf. Auch wie insgesamt mit dem Bundestarifvertrag umgegangen wird, ist seit einigen Wochen ein Thema im Schornsteinfegerhandwerk in Thüringen. Der dortige Obermeister hat zum Jahresbeginn eine Umfrage an alle Innungsbetriebe gesendet, welche darauf schließen lässt, dass die Landesinnung zukünftig aus dem bundesweiten Tarifgefüge ausbrechen möchte. Im Kern geht es um einen Prüfauftrag, wonach die Landesinnung Tarifverträge jenseits des Bundestarifvertrages schließen möchte. Wir sehen in diesem Vorgehen eine deutliche Verschlechterung für die Rechte der Arbeitnehmer in unserem Handwerk. Weder der Fachkräftemangel noch der Mangel an Meistern lässt sich dadurch bekämpfen. Auch sehen wir keinen Vorteil in einem weiteren Tarifvertrag, der nur in Thüringen gelten soll, weder für Arbeitgeber noch für Arbeitnehmer.

Der ZDS in Thüringen beklagt, dass der lasche Umgang mit dem Bundestarifvertrag vom Obermeister vorgelebt wird. Dieser hat mit seiner Umfrage gegen den Bundestarifvertrag und gegen den Tarifabschluss für 2021/2022 nicht nur gezeigt, dass er sehr wenig von dem Tarifvertrag, der zwischen dem ZDS und dem Zentralinnungsverband geschlossen wurde, hält. Er verstößt zudem gegen die Vereinbarung des Tarifvertrages, indem die Schornsteinfeger-Innung Thüringen den tariflich vereinbarten vierten Gesellenschulungstag weder einberuft noch anbietet. Auch auf mehrmalige Anfrage von uns an die Innung nach einem gemeinsamen Gesprächstermin gab es keine Reaktion vonseiten der Innung oder des Obermeisters. Erst nachdem der ZDS einen Beitrag via Social Media abgesetzt hatte, kam eine Reaktion, allerdings immer noch keine Bereitschaft, sich mit der Gewerkschaft zu unterhalten.

Unsere Forderung an die Landesinnung Thüringen bzw. deren Obermeister lautet, dass sich dieser zur Einhaltung des Bundestarifvertrages bekennen soll. Dies würde auch die Einberufung und Umsetzung des Schulungstages für die Mitarbeiter einschließen. Weiterhin fordern die Arbeitnehmervertreter den Obermeister auf, dem Gesprächsangebot des ZDS in Thüringen nachzukommen. Nur wer über Probleme spricht, kann sie lösen.

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