Klimaneutralität bis 2050 stärkt Europas Wirtschaft
© Stockfoto
Mit den richtigen klimapolitischen Maßnahmen kann die Europäische Union nicht nur bis 2050 klimaneutral werden, sondern zugleich ihre wirtschaftliche Stärke langfristig sichern. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK).
Forscher haben darin untersucht, welche wirtschaftlichen Folgen eine entschlossene, klimafreundliche Politik der EU haben könnte und kommen dabei zu einem klaren Ergebnis: Die Kosten für eine aktive Klimapolitik sind deutlich geringer als die Schäden, die ein ungebremster Klimawandel in Zukunft verursachen würde.
Die Studie macht deutlich, dass Klimapolitik mehr sein muss als die reine Bepreisung von CO₂. Zwar ist der CO₂-Preis ein wichtiges Instrument, um Emissionen zu senken und Anreize für umweltfreundliches Verhalten zu schaffen, doch reicht er allein nicht aus, um die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft erfolgreich zu gestalten. Ergänzende Investitionen auf europäischer Ebene sind entscheidend. Dafür schlägt das IMK zusätzliche EU-weite Investitionsfonds vor.
Frühere Studien zeigten zudem: Eine konsequente Klimapolitik kann auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft stärken. Unternehmen, die frühzeitig auf klimafreundliche Technologien setzen, sichern sich langfristig Vorteile auf den Weltmärkten.
Gleichzeitig sind die finanziellen Herausforderungen enorm. Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, sind in den Jahren 2027 bis 2034 jährlich rund 850 Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen nötig – das entspricht etwa fünf Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts. Rund 80 Prozent dieser Summe sollen in die Dekarbonisierung der Industrie fließen, also in die Umstellung auf emissionsarme Produktionsweisen. Zehn Prozent entfallen auf Digitalisierung und Verteidigung, die restlichen zwanzig Prozent auf öffentliche Projekte, die unter anderem Infrastruktur, Bildung und Forschung betreffen. Nur durch diese Investitionen lässt sich die bestehende Lücke schließen, die bisherige Maßnahmen offenlassen.
Die aktuelle Studie des IMK vergleicht zwei Szenarien: Im ersten Szenario handeln die EU-Staaten entschlossen und verfolgen eine gemeinsame, ambitionierte Klimapolitik. Im zweiten Szenario fällt das Engagement schwächer aus, und jedes Land geht eigene Wege. Im positiven Szenario würden etwa ein Prozent des EU-BIP – also rund 170 Milliarden Euro jährlich – in einen gemeinsamen Investitionsfonds fließen. Laut den Forschenden würden sich die anfänglichen Kosten bereits nach wenigen Jahren lohnen: Bis 2036 könnte das Bruttoinlandsprodukt um rund ein Prozent höher liegen, zwischen 2041 und 2045 um drei Prozent und bis 2051 sogar um fünf Prozent.
Im weniger ambitionierten Szenario hingegen würde die Wirtschaftsleistung deutlich hinterherhinken, und die finanziellen Belastungen durch Klimaschäden würden langfristig steigen. Die Ergebnisse zeigen klar:
Eine gemeinsame, vorausschauende und gut koordinierte Klimapolitik ist nicht nur entscheidend, um das Klima zu schützen, sondern auch, um Europas Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität in den kommenden Jahrzehnten zu sichern.