Der ZDS geht auf Reisen

In diesem Artikel wollen wir die Vor- und Nachteile der internationalen Zusammenarbeit diskutieren und aufzeigen, weshalb der ZDS sich auf diesen Weg begibt.

Unserer Meinung nach ist internationale Zusammenarbeit ein wichtiger Faktor, um als Unternehmen oder Verband erfolgreicher zu werden. Seit vielen Jahren können wir auf deutscher Arbeitnehmerseite von den Erfahrungen der anderen Länder profitieren. Wir beleuchten die unterschiedlichen Systeme mit allen Vor- und Nachteilen. Beispielsweise sind die Schornsteinfeger der skandinavischen Länder den Deutschen in puncto Arbeitsschutz weit voraus. Wir können von vielen Statistiken – beispielsweise der Verminderung von Asbestose – und Erfahrungen der anderen Verbände profitieren. Dazu finden regelmäßig internationale Treffen im Rahmen der „International Confederation of Chimney Sweepers Trade Unions“, abgekürzt ICU, statt.

Bei der internationalen Zusammenarbeit gibt es einige Hürden, die es zu bewältigen gilt. So gibt es in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Voraussetzungen. Diese müssen vorab allen Teilnehmern bekannt sein und es muss ein Verständnis für ein grundsätzlich anderes System im Schornsteinfegerhandwerk vorhanden sein. Während wir hierzulande ein Mixsystem aus hoheitlichen und freien Tätigkeiten haben, sind Schornsteinfeger in Norwegen bei der Berufsfeuerwehr angegliedert. Bei der gegenseitigen Verständigung kann unsere Muttersprache zu Sprachbarrieren führen. Dadurch passiert es, dass Informationen nicht immer richtig verstanden werden. Die Verständigung erfolgt grundsätzlich auf Englisch und funktioniert in den meisten Fällen sehr gut. Nur bei den Fachbegriffen ist die Übersetzung an mancher Stelle erschwert. Bei der Verständigung mit manchen Verbänden zum Beispiel aus Frankreich oder Ungarn sind wir auf Dolmetscher angewiesen. Der hohe Aufwand, den wir für die Verständigung mit unseren internationalen Partnern treiben, ist es allemal wert. Die Informationen, die wir im Austausch erhalten, helfen uns als Verband maßgebend weiter.

Die Zusammenarbeit erweitert nicht nur den eigenen Horizont und ermöglicht das Lernen voneinander, sondern bietet auch die Chance, andere Strukturen und Arbeitsweisen kennenzulernen. Gerade für den ZDS als Verband ist es wichtig, sich sowohl innerverbandlich als auch nach außen hin zu präsentieren. Wir vertreten unser Handwerk nicht nur gegenüber unseren Behörden und der nationalen Politik, sondern auch auf der internationalen Bühne.

Vor allem profitieren unsere Mitglieder von diesem Austausch: Erst kürzlich haben wir ein Austauschprogramm auf internationaler Ebene aufgelegt. Durch dieses Programm können unsere Mitglieder in überregionalen Betrieben ihre Erfahrungen in der Schornsteinfegerwelt erweitern. Als Gewerkschaft sehen wir internationale Zusammenarbeit als wichtigen Faktor für eine bessere Zukunft. Nur durch den Austausch mit anderen Verbänden und Gewerkschaften können wir unser Wissen und unsere Erfahrungen erweitern.

Wir möchten an der Zusammenarbeit mit der ICU festhalten. Dabei geht es uns vor allem um die Förderung von Solidarität und Zusammenhalt. So wurden zum Beispiel in Ungarn Gewerkschaften sehr stark in ihren Rechten beschnitten. Die Zustände in diesem Land sind aktuell sehr fragwürdig. Menschen, die sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen einsetzen, werden sofort von Presse und Fernsehen angegriffen. Die ICU versucht mit ihrer Arbeit und den anderen Mitgliedsgewerkschaften die Schornsteinfeger in Ungarn zu unterstützen.

Wir sind uns bewusst, dass jede Gewerkschaft und jeder Verband einzigartig ist und seine eigenen Arbeitsweisen und Herausforderungen hat. Wir sind jedoch bereit, von anderen zu lernen und uns mit ihnen auszutauschen. Als Verband möchten wir verstehen, wie andere Gewerkschaften ihre Mitglieder unterstützen. Durch diesen Austausch können wir unser eigenes Wissen und unsere Erfahrungen erweitern und besser auf die Bedürfnisse unserer Mitglieder eingehen. Wir möchten sicherstellen, dass die internationale Zusammenarbeit nicht nur eine kurzfristige Angelegenheit ist, sondern nachhaltig und langfristig angelegt wird. Mit regelmäßigen Treffen und Konferenzen der internationalen Gemeinschaft möchten wir eine kontinuierliche Zusammenarbeit erhalten. Nur so können wir gemeinsam langfristige Ziele erreichen und uns für die Interessen unserer Mitglieder einsetzen.

Beim diesjährigen Annual Meeting im März konnten wir auch wieder einen deutschen Schornsteinfeger in den Vorstand entsenden. Daniel Fürst, 1. Vorsitzender des ZDS, wurde in Straßburg einstimmig zum Kassierer und Vizepräsidenten der ICU gewählt. Peter Hammarin (Schweden) wurde ebenfalls wieder einstimmig als Präsident bestätigt. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für eure Arbeit – oder auf Schwedisch: Grattis och tack för ditt arbete.

Zusammenfassend ist es unser Ziel als Gewerkschaft, durch internationale Zusammenarbeit einen positiven Beitrag zur Zukunft unserer Mitglieder zu leisten. Wir möchten uns mit anderen Gewerkschaften und Verbänden vernetzen, von ihnen lernen, gemeinsam für faire Arbeitsbedingungen und den Schutz von Arbeitnehmerrechten kämpfen. Dabei möchten wir eine nachhaltige Zusammenarbeit aufbauen sowie regelmäßige Treffen und Austauschmöglichkeiten schaffen.

Matthias Westphal

Regionalsekretär West