zurück
Leitartikel

Erzählt von den guten Seiten des Handwerks!

David Villmann
David Villmann /

Dem deutschen Handwerk fehlt es an Fachkräften und auch das Schornsteinfegerhandwerk bleibt von dieser Tatsache nicht unberührt. Dies hat Konsequenzen. Die Auftrags- und Arbeitsbücher der bisherigen Betriebsinhaber sind voll und insbesondere die Nebentätigkeiten der Schornsteinfegerbetriebe können nicht mehr vollständig abgeleistet werden, weil es an Fachkräften fehlt, die die Arbeit ableistet. Zudem werden in manchen Regionen Deutschlands nicht mehr alle Kehrbezirke besetzt. Zum einen fehlen die Schornsteinfeger mit Meisterqualifikation und zum anderen ist die Aussicht, einen Kehrbezirk im Alleingang ohne Mitarbeiter zu bearbeiten, nicht gerade prickelnd. Die in den kommenden Jahren stark anwachsende Pensionierungswelle wird diese Situation noch verschlechtern.

Dem Schornsteinfegerhandwerk können in dieser Situation nur viele neue Auszubildende helfen, die nach ihrer Gesellenprüfung die Arbeit mit ableisten können. Doch trotz der Ausbildungskampagne des Zentralinnungsverbands, einer Förderung für Ausbildungsbetriebe durch die Ausbildungskostenausgleichskasse (AKS) und Betrieben, die händeringend Auszubildende suchen, bilden wir nicht genügend Schornsteinfeger aus. Junge Menschen entscheiden sich viel lieber für einen Ausbildungsplatz in der Industrie oder für eine Ausbildung bei der örtlichen Bank, wo es sich im schicken Anzug bei jedem Wetter angenehm arbeiten lässt, anstatt bei jedem Wind und Wetter Schornsteine sauber zu kratzen. Dabei wird die harte Arbeit im Handwerk, vor allem in der Ausbildung zum Schornsteinfeger, zu allem Überfluss auch noch schlecht vergütet. (Un)wissentlich prägen deutsche Handwerksmeister das Bild von harter Arbeit und niedrigem Lohn und bestätigen damit das Image, das sich in der Gesellschaft wiederspiegelt: Harte Arbeit bei schlechtem Lohn.

Die Wahrheit an dieser Aussage kann jeder Leser dieses Artikels selbst testen. Sprecht mit einem selbstständigen Handwerksmeister, dabei ist es fast egal, ob Schornsteinfeger, Bäcker, Dachdecker oder Maurer. Fragen sie einfach: Wie geht es dir mit deiner Arbeit? Bis dann ein positiver Satz über den jeweiligen Handwerksberuf fällt, vergeht meist eine lange Zeit und das, obwohl meist alle ihren Beruf über alles lieben. Deshalb werden Eltern weiterhin ihren Kindern empfehlen, Zahnarzt oder Rechtsanwalt zu werden, denn bei diesen Berufen stimmt das Image.

Genau daran müssen wir arbeiten. Ist ein „Mein Beruf ist toll und der Verdienst stimmt“ so schwer? Das Handwerk bietet eine tolle Aussicht und viel Perspektive. Als ausgelernter Schornsteinfeger habe ich einen Betriebswagen, flexible Arbeitszeiten, trage zur Reduzierung von Feinstaub bei und kann Kunden zur Energiewende beraten – dem globalen Thema in den kommenden Jahrzehnten. Nach meiner Ausbildung kann ich einen Meisterbrief erwerben und damit meine Fachkompetenz steigern, mich in verschiedene Richtungen, wie zum Beispiel energetische Sanierung oder Brandschutz, weiterqualifizieren oder mich auf einen Kehrbezirk bewerben und mit relativ niedrigem finanziellem Aufwand selbstständig machen. In der Ausbildung können die Auszubildenden dann immer noch lernen, wie einzigartig es ist, mit einem Kehranzug durch die Straßen zu laufen, den Bürgerinnen und Bürgern Glück zu bringen und sie lernen, dass Ruß abwaschbar ist. Durch das Erzählen von diesen Aussichten und Perspektiven, gepaart mit einer ordentlichen Ausbildungsvergütung, vor der wir uns nicht verstecken müssen, werden wir neue Fachkräfte akquirieren können. Immerhin können wir die Nachricht über den tollen Beruf des Schornsteinfegers in so gut wie jedem Haushalt beim Heizung messen oder Schornsteinfegen erzählen.

Zuletzt brauchen wir noch ausbildungswillige Betriebe, die in einem Auszubildenden nicht nur eine Kostenstelle oder eine günstige Arbeitskraft sehen, sondern eine Investition in die Zukunft, die nach der neuen Ausbildungsverordnung ordentlich ausgebildet werden muss. Dabei sind vor allem wir als Arbeitnehmer, der Zukunft des Schornsteinfegerhandwerks, gefragt. Denn wir sind früher oder später selbstständige Schornsteinfegermeister, die mit dem Fachkräftemangel die Kehrbezirke bearbeiten müssen und wollen. Dies funktioniert leichter mit einem gut ausgebildeten Schornsteinfeger anstatt alleine!

Innovationszentrum Schornsteinfegerhandwerk

Für die Zukunft unseres Berufs

Seit 1907: Solidarisch engagiert. Gemeinsam stark.

Die Säulen des ZDS